Der folgende Beitrag ist veröffentlicht in der "LO Lernende Organisation - Zeitschrift für Relationales Management und Organisation" von Dr. Sonja Radatz (No. 120, 2021, S. 36-42)
Das "Optimalbild" - ein Wort, das ich von Dr. Sonja Radatz und ihrem Buch "Einfach beraten" neu in meinen Wortschatz aufnehmen durfte. Eine wunderbare Wortkreation, denn sie lenkt den Blick einerseits auf das Optimale, das "richtig Gute". Und das hat etwas Befeuerndes, Erfreuliches, zutiefst Erstrebenswertes und Motivierendes. Und gleichzeitig steckt im Wort der Hinweis auf etwas Visuelles, ein klares Bild vor Augen - und das ist ein entscheidender Faktor in der Umsetzung.
Zugegeben, ganz grundsätzlich sprechen mich gerade diejenigen Coaching-Tools und Methoden besonders an, die stark von Visualisierungen leben. Kein Wunder also, dass ich ein Fan der Symbolisierungs-Methode bin. In dieser Methode wird eine Situation mit Alltagsgegenständen aufgestellt und step-by-step ein besseres Set-up erarbeitet. (Zur detaillierten Beschreibung siehe Radatz 2018, S. 285 ff.)
Dieses Power-Tool hat viel ausgelöst bei mir - und meinen Coachees. Warum?
DIE SUPERKRAFT VON SYMBOLEN
1. Ich gewinne Überblick.
Etwas klar vor sich zu sehen (und zwar nicht nur gedanklich, sondern aufgezeichnet, skizziert, symbolisiert), erleichtert das Begreifen von Zusammenhängen. Besonders dann, wenn es komplex ist, vielschichtig, verworren. Eine Ausgangslage, die auf viele Coaching-Anliegen zutrifft.
Mit der Symbolisierung habe ich schlagartig die ganze Situation vor mir liegen. Damit bin ich auch automatisch, rein physisch, plötzlich in einer Meta-Ebene. Ich hebe mich aus der Problematik und schaue von oben drauf, kann die Sache je Bedarf von links, rechts, seitlich betrachten - in jedem Fall von außen, anstatt darin gefangen zu sein. Das allein kann bereits eine enorme, emotionale Erleichterung bringen.
2. Ich gewinne Gestaltungsspielraum.
Das Bild, das nun vor mir liegt, wird für mich allerdings nicht nur erfassbar, sondern auch anfassbar. Ich kann einfach Gegenstände herum schieben - was mich schon rein physisch, unmittelbar erlebbar in eine klare Aktivität und Handlungsorientierung bringt, mit sicht- sowie greifbaren Handlungsoptionen. Die mentale Lösungsorientierung folgt auf dem Fuße!
3. Ich gewinne Abstand.
Ein Zusatz-Potential: Wenn ich die Coaching-Fragen auf Symbole oder Gegenstände anstatt Personen beziehen kann, nutzen ich damit auch das Konzept der Dissoziierung: "Was hieße das nun für den Kugelschreiber?" anstatt "Was bedeutet das für Herrn Meier?" Damit nehme ich Emotion heraus, was nochmals eine große mentale Erleichterung darstellen kann.
4. Ich gewinne Transfer-Unterstützung.
Zu guter Letzt: Wenn ich ein neues Setting, eine optimale Lösung ausgearbeitet habe - nicht nur gedanklich, sondern diese direkt vor mir liegen sehe - kann ich das Neue wesentlich leichter anwenden und umsetzen.
Der starke visuelle Eindruck der Symbole und ihrer Aufstellung für den Idealzustand, das bleibt einfach hängen und ist von da an sozusagen als Leitbild fest verankert. Dadurch wird es auch jederzeit unmittelbar abrufbar. Sogar im Alltags-Hamsterrad!
5. Das Optimale als Leitgedanke.
Soweit, so genial. Nun ist da ja noch das eingangs erwähnte "Optimalbild", der beste vorstellbare Zustand in einem bestimmten Lebensbereich. (Zur Beschreibung der Vorgehensweise siehe Radatz 2018, S. 125 ff.) Gleich ob es sich um Beruf, Privatleben, Beziehung, Erziehung oder ganz anderes handelt - ein klares Bild vom Optimalzustand ermöglicht es mir, diesen aktiv zu gestalten und zu leben. Die Arbeit mit diesem Konzept hat sowohl bei mir wie auch bei meinen Coachees großen Eindruck hinterlassen und zeigt immer wieder aufs Neue starke Wirkung.
Naheliegend also, die Symbolisierung mit der Erarbeitung des Optimalbilds zu verbinden!
OPTIMALBILD UND SYMBOLISIERUNG IN KOMBINATION
Um das Beste aus diesen beiden Power-Tools herauszuholen habe ich eine Symbiose der beiden Konzepte entwickelt. Wenn wir schon von Bildern sprechen, stelle ich nun sozusagen Optimalbild und Symbolisierung zusammen auf den Tisch, und lasse die beiden zusammen ein neues Coaching-Erlebnis gestalten. Wie gehe ich dabei vor?
1. Auftragsklärung und Commitment abholen: Lust auf ein Experiment?
Als zuletzt ein Coachee zu mir kam, stand mit ihm auch eine sehr unglückliche berufliche Situation im Raum. Von einer langen Historie, vielen frustrierenden Wiederholungen und Mustern sowie wenig konstruktiven Arbeitsbeziehungen gekennzeichnet. Erdrückend schwer und aussichtslos. Was tun? Zuerst: Raus aus langen Schilderungen, Erklärungen, (An-)Klagen. Dazu braucht es initial eine klare Feststellung des Auftrags:
"Worum soll es nun konkret gehen?"
Ich frage nach der ersten (und erst beginnenden) Beschreibung der Ausgangslage sozusagen als formale Eröffnung nach. "Ich verstehe. Es ist gerade so richtig verfahren. Und das soll nun endlich besser werden, damit Sie Ihren Job, Ihre berufliche Rolle und Ihre Verantwortung optimal wahrnehmen können. Habe ich das so richtig verstanden?" Damit unterbreche ich einerseits bewusst die Beschreibung des Problems (der Coachee ist ja wegen der Lösung hier), prüfe den Fokus des Coachings - oder kann gegebenenfalls nochmals die Klärung vornehmen, was jetzt wirklich der nächste Schritt ist ("Nein, nein, es geht eher um...").
Erst dann habe ich den Auftrag, weiterzumachen. Und dann lege ich auch gleich noch nach:
"Darf ich Sie auf ein (Gedanken-) Experiment einladen?"
An dieser ersten Stelle bereite ich den Coachee gedanklich vor auf das, was folgt, und hole mir die Zustimmung und das Commitment ab. "Darf ich Sie auf ein Gedankenexperiment einladen? Haben Sie Lust, mitzumachen? Ja? Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen, und dieses Gedankenexperiment nicht nur gedanklich, sondern etwas greifbarer gestalten wollen: Hier am Tisch, direkt sichtbar aufgelegt - einfach mit dem, was wir gerade da haben. Sind Sie dabei? Ja? Wunderbar!"
Dieser Übergang ist für mich entscheidend, denn das Zur-Hand-nehmen von Gegenständen markiert erfahrungsgemäß einen initialen "Cut" im Coaching, stellt eine physisch greifbare Unterbrechung (und gegebenenfalls hilfreiche Irritation) dar. Zugleich macht sich jetzt auch Neugier breit, ein aufgeregtes "Ok, ich bin mal gespannt, was jetzt gleich passiert!" Denn für den Coachee ist nun auch klar: Jetzt tut sich etwas! Damit entsteht bereits ein gedanklicher Sprung zur Lösungsorientierung. Weg von langen Problemanalysen und Rückblenden, hin zu etwas "Neuem". Und zwar mit Fragestellungen, die klar auf den Best-Case ausgerichtet sind - das "Optimalbild" eben.
2. Kriterien für das Optimalbild entwickeln: Der Textmarker hat das Wort!
Mit der nächsten Frage bringe ich auch das erste Symbol ins Spiel. "Also, schnappen Sie sich doch einfach einmal irgendeinen Gegenstand, der hier liegt, der Sie symbolisieren soll. Ok, der Textmarker. Stellen wir den einmal in die Mitte. Nun, was würde mir denn dieser Textmarker sagen, woran er erkennen würde, dass es optimal läuft im Job?"
"Wann läuft es für den Textmarker so richtig gut und rund?"
Die Antworten kommen erfahrungsgemäß nach erstem Zögern recht schnell und befreit heraus: "Dann wäre es nicht mehr als so stressig. Dann würden wir wirklich vorwärts kommen. Dann würde der Textmarker abends zufrieden nach Hause gehen, weil er weiß..." Und hier dürfen die Aussagen ruhig "heraussprudeln". Darum prägt auch die "Was noch?"-Frage diese Phase.
Das kann jedoch auch so aussehen: "Angenommen, dieser Kugelschreiber, der hier zwischen den Stiften steht, beobachtet den Textmarker an so einem richtig genialen Tag in seinem Job. Woran würde er sofort erkennen, dass es gerade wunderbar läuft?" Oder, wenn das zu abstrakt ist: "Wer in Ihrem Leben würde denn als erstes merken, wenn es plötzlich viel besser läuft?" Oder: "Was würde mir denn die Wasserflasche noch sagen, was der Textmarker braucht für einen richtig guten Job?"
Für mich als Coach ist dabei zugleich wichtig, alle genannten Kriterien stichwortartig und sichtbar für den Coachee schriftlich festzuhalten, sodass sie sozusagen als "Wegweiser" für das Optimalbild im Raum stehen und ich laufend darauf referenzieren kann. Dazu lade ich den Coachee zum Abschluss gerne nochmals ein, den Fokus zu schärfen, indem ich ihn die wichtigsten dieser Kriterien unterstreichen oder farblich hervorheben lasse:
"Was ist denn das Wichtigste darunter?"
Das ist zugleich noch eine Visualisierung, noch ein direktes "Anpacken" mehr. Und für diese wichtigsten Kriterien kann ich dann zusammen mit dem Coachee, wo immer hilfreich, noch konkreter werden, noch mehr Klarheit und Differenzierungen herausarbeiten: "Was genau heißt denn "Austausch"? Woran erkennt der Textmarker denn den Unterschied zwischen bereicherndem, förderlichem Austausch und zeitraubendem Austausch? Denn er wünscht sich ja auch mehr Zeit und Stress-Reduktion?"
3. Neu aufstellen: Textmarker, Kaffeetasse und Büroklammer auf der grünen Wiese.
Wenn die Kriterien stehen, die das Optimalbild erfüllen soll, geht es weiter am Schreibtisch: "Nun gut, der Textmarker weiß also, dass ihm..." (hier fasse ich nochmals die wichtigsten Kriterien zusammen) "...fokussiertes Arbeiten, transparenter Austausch und fachliche Weiterentwicklung ganz wichtig sind in seiner beruflichen Rolle. Wen würde der Textmarker dann zu sich ins Boot holen? Wie würde er sich jetzt neu aufstellen? Der Schreibtisch ist sozusagen seine "grüne Wiese". Und er kann sich genau so einrichten, dass es einfach läuft. Wie würde das aussehen? Wer soll hier Platz finden?"
"Wer wäre da noch dabei?"
Jetzt darf das Bild ausgestaltet und gefüllt werden: "Aha, Herr X muss unbedingt dabei sein. Und welchen Gegenstand wollen Sie für ihn nehmen? Die Kaffeetasse, ok. Und wo würde der Textmarker die Kaffeetasse platzieren, damit es richtig gut laufen kann?" Und: "Wen braucht es noch in diesem Bild? Wer müsste noch dabei sein, damit der Textmarker in seiner beruflichen Rolle und Verantwortung richtig erfolgreich sein kann? Wer noch? Wer noch?"
Damit füllt sich das Bild mit all den wichtigen "Playern", um "das Neue" wirkungsvoll und gelungen zu gestalten. Wichtig ist: Der Coachee platziert und bewegt die Gegenstände jeweils selbst. Ich steuere als Coach "nur" meine Fragen bei. Das Bild gehört ganz und gar dem Coachee.
Wundern Sie sich nicht, wenn sich ab hier eine Eigendynamik entwickelt. Sich plötzlich die Stimmung verändert. Der Coachee auf ganz neue Ideen kommt, kreativ und energiegeladen werden, richtig in Fahrt kommt. Was wäre wenn die Büroklammer mal nicht neben dem Glas, sondern neben dem Notizblock liegt? Wenn ich den Textmarker näher an die Wasserflasche rücke? Wenn...?
"Wie könnte das noch aussehen?"
Der Coachee kann dieses System ruhig mehrmals umbauen. Mehrere unterschiedliche Bilder aufstellen. Es geht ja herrlich einfach - und viel schneller als in Worten!
Von: "So sieht die Sache schon ganz anders aus! Damit fühle ich mich wohl."
Über "Doch es könnte ja auch so aussehen... Wenn ich X hier platziere und Y dahin rücke, dann könnte ich die Abteilung ganz neu aufstellen!"
Bis hin zu: "Hm, aber... in dieser Konstellation ergäbe sich nochmal eine ganz neue Dynamik!"
Einfach so lange, bis ein neues Bild gestaltet ist, so optimal, dass der "Textmarker" es kaum glauben kann.
4. Außensicht nutzen: Wasserflaschen- und Büroklammer-Perspektive.
Damit dieses Bild nicht nur vorstellbar, sondern auch (er)lebbar wird, bleibt es nun aber nicht einfach unhinterfragt stehen. Jetzt komme wieder ich als Coach dran mit meinen Fragestellungen:
"Wie geht es dem Textmarker in diesem Bild?"
"Was würde uns denn jetzt der Textmarker sagen: Wie fühlt sich das an in diesem Setting? Was ist jetzt ganz neu und anders? Was ist dabei entscheidend?"
Und ich lade ein zur Betrachtung, in der ich jetzt das ganze visuelle Potential dieser Methode nutzen kann: "Wie sieht dieses Bild, das sich hier ergibt, jetzt für Sie aus? Sie können es ja wunderbar von oben anschauen - aus der Metaebene sozusagen! Was fällt Ihnen auf?" Oder: "Wie gestaltet sich denn dieses Bild aus Perspektive der Wasserflasche, die ja eine recht gute Übersicht hat?" Und: "Die Büroklammer, wie geht es wohl der, wenn sie sich umschaut aus ihrer Position heraus, von unten sozusagen?"
Mit meinen Fragestellungen kann ich dann als Coach den Blick lenken damit auch das Bild "challengen". Das kann zu spannenden Erkenntnissen führen: "Die Büroklammer kann ja den Textmarker gar nicht sehen hinter der Kaffeetasse!" "Die Schere steht recht allein da..." Oder: "Die Wasserflasche ist der größte Gegenstand in diesem Bild und nimmt ganz schön viel Raum ein! Vielleicht stelle ich sie etwas an den Rand, damit die anderen Gegenstände besser zusammenspielen können?"
"Was sagt der Kugelschreiber dazu?"
Dabei kann ich als Coach auch noch weitere Perspektiven einbeziehen und dazu erneut die verfügbaren Gegenstände nutzen: "Dieser Kugelschreiber da drüber, der ja nicht im Bild enthalten ist - was würde denn der vom Rand außen als Beobachter dem Textmarker noch für einen Tipp geben?"
Meine Fragen und Beobachtungen kann ich dem Coachee wie einen "Einkaufsladen" anbieten, aus dem er sich auswählen kann, welche ihn weiterbringen, welche etwas auslösen und neue Ideen hervorbringen, während andere einfach als belanglos "zur Seite gelegt" werden können.
All das gibt dem Coachee die Möglichkeit, nochmals Anpassungen und Feinjustierungen an seinem Bild vorzunehmen - bis das ganze System optimal aufgestellt ist. Dabei lasse ich als Coach auch wieder die zu Beginn definierten Kriterien einfließen: "Was meinen Sie, wie dem Textmarker nun in diesem Setting fokussiertes Arbeiten gelingt? Wo genau gestaltet er hier die fachliche Weiterentwicklung? Inwiefern ist hier Transparenz sichergestellt? "
5. Das Neue leben: Die neue Selbstbeschreibung.
Wenn im Set-up diese Kriterien sichergestellt sind, dann hat mein Coachee die Lösung sozusagen schon vor sich liegen. Nun geht es an die Details zu diesem neuen Bild. Denn anders als im klassischen Management kommt nun kein Planen, Projektieren, Schritte definieren, sondern, wie Radatz es ausdrückt: "Direttissima-Arbeit an der Zukunft". Ohne Umwege. Ziel ist einfach "nur mehr", sich das neue Bild, das neue Setting und die neue Rolle darin so klar als möglich auszumalen. "Pixel schärfen", wie Radatz es treffend formuliert. Bis der Coachee das Neue gestochen scharf vor sich sieht. Deutlich und greifbar genug, um es direkt anzupacken und umzusetzen.
"Wenn das das ideale Setting ist: Was heisst das per sofort für Sie?"
Ab jetzt spreche ich mit meinen Fragestellungen auch nicht mehr nur die Perspektive der Gegenstände, sondern auch direkt die Person an:
Dieser Textmarker, der Sie symbolisiert, wer ist der dann? Wie würden Sie sich in diesem Bild, in dieser Rolle neu beschreiben?
Und wie würde die Wasserflasche Sie dann beschreiben? Was nimmt der Kugelschreiber jetzt ganz neu an Ihnen wahr? Was erzählt jetzt die Büroklammer der Kaffeetasse in der Kaffeepause über Sie?
Was ist dann jetzt für Sie hier an der Position des Textmarkers ein "Muss", ganz wichtig, essentiell, absolut notwendig? Und was geht dann gar nicht (mehr)?
Wie organisieren Sie sich dann neu zwischen all diesen Elementen hier am Tisch? Welche Standard-Abläufe helfen Ihnen weiter und sind wichtig, damit das so aufgeht? Wie schaut dann der ideale Tag neu aus? Und wie der Wochenverlauf? Wie planen Sie dann neu Ihr Jahr?
Und wie gestalten Sie in diesem Bild Ihre Beziehungen? Zur Büroklammer, zur Kaffeetasse...? Mit wem treffen Sie sich, wann, wo, wie initiiert? Mit wem reden Sie über was, wie oft, wie lang? Wie gestalten Sie diese Gespräche dann (ganz neu)? Was ist ganz wichtig in Ihrer Kommunikation, wenn Sie sich so aufstellen?
Was berücksichtigen Sie noch, damit es wirklich rundherum aufgeht? Damit dieses Bild, das Sie hier aufgestellt haben, sich auch im größeren Zusammenhang Ihres Lebens gut einbettet? Welche Bilder, Menschen, Systeme grenzen noch daran an? Wie gestaltet sich das für Ihre Familie nun neu? Ihre Partnerin, Ihr Partner? Wer ist sonst noch wichtig, dem diese Änderung bestimmt auffallen wird?
"Wie klar sehen Sie das Neue vor sich?"
Ob das Bild nun klar genug ist für den Coachee, hole ich mit einer Skalenfrage ab. "Wenn 1 heißt, Phu, ich habe noch gar keine Ahnung, wie das jetzt genau funktionieren soll, und 10 heißt, Ich habe ganz klar vor mir, wie ich jetzt meinen Tag gestalte - Wo stehen Sie da? Und wo wollen Sie stehen, damit Sie sagen können, Sie sind bereit, um loszulegen?" Auf der Skala von 1-10 ist nämlich nicht notwendigerweise 10 das Ziel für den Coachee. Die Frage ist: Was ist ausreichend? Gut genug? Und was braucht es gegebenenfalls noch, was gilt es noch zu klären, um sich das genau (genug) vorstellen zu können?
6. Das Optimalbild sicherstellen: Der Textmarker als Alter Ego.
Einen finalen "Twist" ermöglicht diese Vorgehensweise noch. Ganz leicht kann aus einem gewählten Gegenstand unmittelbar ein wichtiges, alltagstaugliches Alter Ego werden: "Jetzt haben Sie ja die ganze Zeit mit dem Textmarker als Symbol gearbeitet. Und dieser Textmarker liegt ja nun täglich hier auf Ihrem Tisch. Was meinen Sie, wann sollten Sie ihn wieder zu Rate ziehen?"
"Wann und wo könnte es nützlich sein, mit diesem Textmarker einen kurzen, gedanklichen Dialog zu führen?"
"Wann könnte dieser Textmarker für Sie eine wunderbare Erinnerung an die optimale Gestaltung Ihrer beruflichen Rolle sein? Wann könnte Ihr Textmarker Sie wieder "auf Kurs" bringen?" Und: "Welcher Gegenstand und wessen Perspektive könnte noch ein essentieller "Reminder" für Sie sein? Den Sie sich pro-aktiv hinzu holen wollen, um dieses neue Bild genau so zu leben, wie Sie sich das jetzt vorstellen? Wie integrieren Sie diesen inneren Dialog in Ihren Alltag?"
Und dann: Go for it! Loslegen und das Neue leben!
EIN KRAFTVOLLER LÖSUNGS-GROOVE
Dabei sei noch am Rande erwähnt - und weil es eben gerade so allerorts brisant und aktuell ist: Diese Vorgehensweise funktioniert nicht nur im persönlichen Coaching, zu zweit am Tisch. Das klappt ebenso im virtuellen Coaching vor dem Screen (der Coachee stellt seine Symbole ohnehin selbst auf), unterwegs im Zug (wenn kein Platz mit Tisch frei ist kann ich auch den Laptop oder eine Mappe als Untergrund nutzen), draußen im Park mit den Gegenständen aus der Hand- oder Aktentasche - und natürlich auch im Selbst-Coaching (allerdings ohne die aus meiner Sicht so hilfreiche Prozessbegleitung, um sich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren zu können). In jedem Fall ganz ohne Systembrett oder ähnliche klassische Coaching-Hilfsmittel, die bei Coachees teils gemischte Gefühle auslösen.
Ohne Schnickschnack und unheimlich kraftvoll.
Greifbar, anschaulich, klar und mit einem unglaublichen "Lösungs-Groove". Aus der ersten, guten Lösung wird vielleicht noch einmal etwas ganz Neues. Mehrmals stand in meiner Erfahrung am Ende eine völlige Neuorientierung, Neuaufstellung, Neuausrichtung da. Und gelang!
Viel Erfolg in diesem Sinne auch Ihnen mit diesem Power-Tool-Duo! Viel neue Energie für ein wirklich erstrebenswertes und unmittelbar umsetzbares Zukunftsbild. Und auch viel Spaß, denn es kann sich auch ganz schön viel Situationskomik entwickeln zwischen dem Textmarker und seinen Kolleg:innen!
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Die originalen Konzepte und Fragestellungen, von denen diese Vorgehensweise inspiriert ist, finden Sie im Buch "Einfach beraten" (Radatz 2018, zur Erarbeitung des Optimalbildes S. 130-140 und zur Symbolisierung S. 285-288).
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